Rezension | Lieber Mr. Salinger von Joanna Rakoff
Beschreibung
Direkt nach ihrer Uni-Zeit kehrt Joanna Rakoff in den 90er Jahren nach New York zurück um dort in der Literaturwelt Fuß zu fassen. Tatsächlich ergattert sie einen Job als Assistentin in einer Agentur, die wie aus einer längst vergangen Epoche entsprungen zu sein scheint. Joanna muss sich nicht nur auf das Tippen der über Diktafon diktierten Briefe auf einer nostalgischen Schreibmaschine einstellen, sondern sie bekommt auch noch spezielle Anweisungen von ihrer Chefin zu einem gewissen „Jerry“.
Erst später wird Joanna klar, dass es sich bei „Jerry“ um den weltbekannten Autor J. D. Salinger handelt, der durch die Agentur vertreten wird. Bisher hat Joanna noch nie ein Buch Salingers gelesen und sieht sich nun mit den Marotten dieses speziellen Autors, der weder seine Fanpost weitergeleitet bekommen möchte noch mit sonst jemanden in Kontakt treten möchte konfrontiert. Joanna bringt es nicht übers Herz die ganze Fanpost mit einem vorgefertigten Musterbrief zu beantworten und so liest sie die unzähligen Briefe an Salinger um diese persönlich zu beantworten.
Meine Meinung
Joanna Rackoff berichtet in ihrem autobiographischen Roman „Lieber Mr. Salinger“ von ihrem Jahr in einer New Yorker Agentur in den 90er Jahren.
Der flüssige Schreibstil entführt den Leser schnell in die aufregende Nach-Uni-Zeit, die Joanna Rackoff in ihrem ersten Jahr in einer New Yorker Agentur erlebte. Das ganze könnte man als eine Art Tagebuch betrachten, denn so ähnlich lässt sich dieser Roman lesen. In jahreszeitlichen Abschnitten erfährt man die wichtigsten Ereignisse in Joannas Leben, wobei ihre Arbeit eine große Rolle einnimmt. Die spezielle und sehr nostalgische Atmosphäre der Agentur gefällt mir auf Anhieb sehr gut. Ich empfand es außerdem als sehr interessant einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und mehr über die Arbeit in einer Agentur zu erfahren und somit tiefer in die Welt der Literatur einzutauchen.
Schnell wird klar, dass Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte Mr. J. D. Saliger ist, und sich durch ihn und seine Werke so einiges in Joannas Leben verändert. Angefangen bei der Arbeit im Verlag, wo Joanna Telefonanrufe entgegennimmt und die Fanpost bearbeitet bis hin zu den Problemen in ihrem Leben. J. D. Salinger wird schon bald zu einem festen Bestandteil ihres Lebens, und das obwohl sie noch nie ein Buch des berühmten Autors gelesen hat. Als Joanna dies schließlich ändert, gelangt sie in ihrem Leben an einen Wendepunkt.
Mit Joanna konnte ich mich schnell identifizieren, denn genau wie sie habe ich bisher noch keines von Salingers Werken gelesen, obwohl mir zumindest der Titel „Der Fänger im Roggen“ schon das ein oder andere mal zu Ohren gekommen ist. Mehr möchte ich über die Geschichte an dieser Stelle nicht verraten.
Mich hat dieser kurzweilige Roman gut unterhalten und meine Lust auch einmal ein Buch von Salinger in die Hand zu nehmen definitiv geweckt! Ich vergebe für „Lieber Mr. Salinger“, der mich der Literaturwelt ein Stückchen näher gebracht hat, 4 von 5 Grinsekatzen.
Über die Autorin
Nach ihrem Studium an renommierten amerikanischen Universitäten stürzte sich Joanna Rakoff in die Welt der Literatur. Sie arbeitete als Kritikerin für die „New York Times“, die „Los Angeles Times“ und die „Vogue“ und veröffentlichte einen Roman („A Fortunate Age“), der zahlreiche Auszeichnungen erhielt. Joanna Rakoff lebt in Cambridge, Massachusetts. (Quelle: Albrecht Knaus Verlag)
Fazit
Eine Liebeserklärung an die Literatur an sich und J. D. Salinger im Speziellen.